4. Station: Schule in Zwillbrock

Chronik der Dorfschule

1. Die Anfänge des 20. Jahrhunderts (Kaiserzeit bis Weimarer Republik)

• Lehrer Heinrich Dues (ab 1886 bis 1927) prägte die Schule nachhaltig.

• 1895 entstand ein neues Schulhaus mit Lehrerwohnung – ein großer Fortschritt gegenüber dem vorherigen Unterricht in der Sakristei der Barockkirche.

• Dues führte eine Schulchronik und berichtete auch über Schicksale ehemaliger Schüler im Ersten Weltkrieg.

• Die Schulverhältnisse waren einfach, aber verbessert durch neue Lehrmittel, Bücher und Turngeräte.

  • Es wurden auch holländische Kinder unterrichtet, was wegen Sprachproblemen öfter kritisiert wurde.

2. Zwischenkriegszeit & Nationalsozialismus

• Nach Dues’ Tod 1927 begann eine Phase mit häufig wechselnden Lehrern.

• 1933–1945: NS-Zeit: Lehrer wie Tolksdorf und Rühl unterrichteten in dieser Zeit.

• NS-Ideologie war offiziell zwar allgegenwärtig (z.B. Feiern wie Führers Geburtstag), wurde aber in der Zwillbrocker Schulchronik kaum kritisch oder deutlich dokumentiert.

• 1937: Niederländischen Kindern wurde der Schulbesuch in Deutschland verboten.

• Die Grenznähe und plattdeutsche Sprache führten zu besonderen Herausforderungen im Unterricht.

3. Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

• 1944: Ein britischer Bomber stürzt nahe der Kirche ab – knapp an einer Katastrophe vorbei.

• 1945: Zwillbrock wird Sperrgebiet, Schule bleibt bis Januar 1946 geschlossen.

• Nach dem Krieg wurde wieder eine katholische Bekenntnisschule eingerichtet.

  • Die Schulleitung lag kurz bei Lehrer Rühl, dann bei Josef Körling und später Werner Arens (†1959).

4. Die 1950er und 1960er Jahre: Aufschwung und Reformen

• 1958: Neues Schulgebäude mit modernen Einrichtungen wie Ölheizung und Wasseranschluss.

• Lehrer Bernd Hoffmann übernimmt 1959 die Schule – mit improvisierten Verkehrs- und Kommunikationswegen (kein Telefon, Milchwagen zur Stadt, Dienstmofa).

• 1966–67: Kurzschuljahre – wegen der Umstellung des Schuljahresbeginns von Ostern auf August.

• Einführung der Lernmittelfreiheit für kinderreiche Familien.

5. Schulreform 1968 & Schulauflösung

• Die Schulreform in NRW führte zur Auflösung der einklassigen Landschulen.

• Am 1. August 1968 wurde die Zwillbrocker Schule aufgelöst und mit Ellewick zur Grundschule zusammengeschlossen.

• Die älteren Schüler kamen später an die neue Walbert-Schule in Vreden.

• Das alte Schulgebäude wurde Teil der heutigen Biologischen Station Zwillbrock.

Fazit

Die Zwillbrocker Schule war über das ganze 20. Jahrhundert hinweg ein Spiegel der politischen, gesellschaftlichen und pädagogischen Veränderungen – vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Besonders prägend waren die Lehrerpersönlichkeiten, die Grenznähe zu den Niederlanden sowie die Anpassung an die bildungspolitischen Entwicklungen in der Nachkriegszeit.

Quelle: Sandra Lentfort
Quelle Bilder: Festschrift Jubiläum 175 Jahre Schützenverein Vreden

Nächste Station:
Folgen Sie der Straße und gehen Sie an der Biologischen Station vorbei. Am Ende der Straße biegen Sie rechts ab und dann links, bis Sie den unten aufgeführten Wegpunkt erreichen.

Station 5

Unser Dorf hat Zukunft