
Vom Schmuggeln in Zwillbrock – Leben an der Grenze
Zwillbrock liegt direkt an der deutsch-niederländischen Grenze – und wo Grenzen verlaufen, war der Schmuggel nie weit. Besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Schmuggeln in dieser Region Teil des Alltags, vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Was geschmuggelt wurde, hing stark von Angebot und Nachfrage ab: Kaffee, Tabak, Butter, Zucker, Textilien oder auch Spirituosen waren beliebte Schmuggelwaren später aber auch Tiere, wie Kälber, Schweine oder sogar Pferde. Während diese Güter auf der einen Seite der Grenze Mangelware oder teuer waren, konnte man sie auf der anderen Seite oft günstiger bekommen. Für viele Menschen in Zwillbrock und Umgebung war der Schmuggel eine Möglichkeit, das karge Einkommen aufzubessern oder überhaupt über die Runden zu kommen, oder auch richtig gute Geschäfte zu machen.
Die Gegend um das Zwillbrocker Venn mit seinen Mooren, kleinen Wegen und der weiten Landschaft bot ideale Bedingungen für heimliche Grenzübertritte. Besonders nachts oder bei Nebel wurden versteckte Pfade wie der genutzt, um Ware über die Grenze zu bringen. Schmuggler mussten geschickt, schnell und unauffällig sein – und manchmal auch sehr einfallsreich. Kinder versteckten Waren in Schultaschen, Frauen trugen sie unter ihren Röcken, Männer benutzten präparierte Fahrräder mit doppeltem Rahmen oder Hohlräumen. Und nicht zufällig liegt der ein oder andere Hof unmittelbar an der Grenze.
Natürlich waren auch Grenzbeamte und Zöllner unterwegs. Zwischen Schmugglern und Zöllnern entwickelte sich ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel – oft aber mit einem gewissen gegenseitigen Respekt. Nicht selten kannten sich beide Seiten persönlich. Aber es gab auch Zeiten, in denen das Personal der Zöllner ausgetauscht wurde, da aus Respekt auch Cooperation wurde.
Heute gehört der Schmuggel für die Bewohner an der Grenze der Vergangenheit an, doch Geschichten und Anekdoten davon sind bis heute in Zwillbrock lebendig – mal mit Augenzwinkern, mal als Erinnerung an eine Zeit, in der man mit Mut, List und Gemeinschaftssinn gegen Not und Mangel ankämpfte.
Quelle: Sandra Lentfort
Quelle Bild: Kreis Ahauser Nachrichten vom 13. Juni 1960
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